Der Kontext
Zuwanderung und Flucht stellen die Aufnahmeländer und insbesondere Deutschland vor große Herausforderungen. Die katholische Kirche ist ein wichtiger Akteur im sozialen Bereich und speziell auch in der Flüchtlingsarbeit. Eine große Zahl von Christen engagiert sich beruflich wie ehrenamtlich für Menschen auf der Flucht. Die Not der Geflüchteten hat innerhalb wie außerhalb der Kirche eine erfreuliche Welle der Solidarität ausgelöst. Zugleich besteht die Gefahr, das „Flüchtlingsproblem“ auf den sozial-caritativen Aspekt zu reduzieren und die Tragweite zu verkennen, die der Zuzug zahlreicher Menschen anderer Sprache, Kultur und Religion für ein gelingendes Miteinander auf Augenhöhe in Gesellschaft und Kirche impliziert.
In Bezug auf die Kirche wirft die Zuwanderung von Christen und Nichtchristen jenseits der Herausforderungen der Interkulturalität vor allem ekklesiologische Fragestellungen auf. Tatsächlich hat die Kirche den Anspruch, in der Gesellschaft Sakrament der Communio sowie Ferment pfingstlicher Einheit in der Vielfalt zu sein. Angesichts der Herausforderungen durch Migration und Flucht konstatiert die Deutsche Bischofskonferenz einen innerkirchlichen Gesprächsbedarf, da längst nicht alle Katholikinnen und Katholiken dem Engagement für Geflüchtete und MigrantInnen vorbehaltlos gegenüberstehen.1 Jene wiederum, die sich mit großem Eifer für die Belange dieser Menschen einsetzen, werden nicht selten als realitätsfremde Gutmenschen belächelt und tun sich schwer, ihre Motivation aus dem Glauben heraus zu artikulieren.
Die theologische Fortbildung „Rut“ antwortet auf diese Anliegen, indem sie die enge Verbindung zwischen dem christlichen Glauben und der Entgrenzung bzw. Öffnung zum Fremden aufzeigt. Sie dient darüber hinaus der Orientierung mit Blick auf das kirchliche Handeln und die Gestaltung der Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Herkunft, Kultur und Religion.
1 Vgl. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hg.): Leitsätze des kirchlichen Engagements für Flüchtlinge (Arbeitshilfen; Bd. 282), Bonn 2016, S. 4.